Wir haben kein Sex. Krass. Simon und ich. Seit 2 Jahren in einer Beziehung und noch nie gab‘s ein Knick Knack-Techtelmechtel-Bettgehüpfe.
Obwohl wir einander anziehend finden, uns 100% vertrauen, nicht komisch riechen, uns lieben und definitiv richtig viel Lust auf guten Sex haben.
Aber, wir haben uns dazu entschieden mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Getreu nach dem Motto: „Kein Gelümmel vor Glockengebimmel“. Und das nicht, weil wir glauben, dass Sex furchtbar wäre und als Christen so der direkte Weg ins Höllenfeuer. Nö.
Wir haben uns aus freien Stücken gemeinsam dafür entschieden. Unser Wunsch war von Anfang an, damit zu warten. Irgendwie abgefahren, oder?
Als ich als 16-jähriges Mädchen davon gehört hatte, dass es Leute gibt, die das so machen bzw. gerade das ja eben nicht machen, da hielt ich das für fast utopisch. Damals war ich in den USA und dachte, „ja gut, wir wissen ja, die Amis sind alle etwas schischi“ und so packte ich das in die Schubladen für „Amis“ und „sonstige Sekten“. Aber desto mehr ich mich als Babychrist mit dem Thema befasste, desto mehr leuchtete es mir ein.
Aber als Single ohne die Gelegenheit für Sex hat man da ja noch leicht reden, oder?
Jetzt, mit einem Freund und sogar einem Ring am Finger kann ich nach wie vor sagen: Keinen Sex zu haben und zu warten, ist die beste Entscheidung, die wir treffen konnten und ich würde es JEDEM, egal, was du vom Glauben hältst, 173692350982% empfehlen.
Warum?! Bzw. warum nicht?
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Sex ist krass. Unglaublich intim. Geprägt von tiefstem Vertrauen. Man macht sich extrem verletzlich, denn sich näher oder inniger sein, ist kaum möglich. Puh. Ganz schön viel Verantwortung, die man da füreinander trägt. Und genau das ist auch der hüpfende Punkt: Verantwortung und Verletzlichkeit sollten immer in Balance stehen. Das heißt, ich passe mein Maß an Verletzlichkeit daran an, wie viel Verantwortung mein Gegenüber bereit ist zu tragen. Ist mein gegenüber bereit, die Verantwortung für eine Nacht zu tragen oder ein paar wilde Nächte? Dann will ich mich ehrlich gesagt nicht so verletzlich machen, dass ich mich dieser Person ganz hingebe. Macht Sinn, oder?
Ehe ist das JA zu der Verantwortung, einander zu lieben, füreinander zu kämpfen und einzustehen – komme, was wolle! Und in diesem Rahmen kann ich mich sicher genug fühlen, um mich voll verletzlich zu machen. Mich ganz hinzugeben, auch wenn mein Gegenüber das theoretisch absolut missbrauchen könnte. Aber Ehe ist für mich der Rahmen, in dem ich weiß: Simon liebt mich und würde seine Verantwortung & meine Verletzlichkeit nie missbrauchen. Und umgekehrt genauso.
Neben Verantwortung & Verletzlichkeit gibt es für uns aber auch noch den WWJD (…also „What would Jesus do“) -Faktor. Jajajaaaa… es gibt keinen konkreten Bibelvers zu „kein Sex vor der Ehe“. Die Bibel spricht, je nach Bibelübersetzung, immer wieder von „sexueller Unmoral“, „Unzucht“ oder „sexuellem Fehlverhalten“. Ob der Sex vor der Ehe da jetzt auch drunter fällt? Oder ob sich das nur auf One-Night-Stands, Freundschaftplus-Beziehungen oder Vergewaltigungen bezieht? Das steht da nicht. Ja gut. Schwierig. Oder vielleicht gar nicht so sehr? In der Bibel steht ja auch nicht „Du sollst nicht rauchen, du Otto!“ – trotzdem dumm, sich die Lunge mit Teer zuzupflastern, oder?
Und während sich die theologischen Stars und Sternchen herzlichst über dieses Thema kloppen, schau ich mir da ganz entspannt den Herzschlag meines liebsten himmlischen Papas an. Der feiert Ehe. Der legt da einen ganz besonderen Segen drauf. Und in diesem sicheren Rahmen der Ehe, da ist Sex, mit aller Intimität, Verletzlichkeit, mit allem Vertrauen und Spaß herrlich bestens aufgehoben. Und aufeinander oder eher füreinander zu warten ist eigentlich doch eh ein ganz schön krasser Liebesbeweis, oder?
„Was, wenn euer Sex furchtbar wird?“
„Und dann seid ihr auch noch verheiratet… ohje…Ist das nicht, als würde man die Katze im Sack kaufen?“
– hätte ich aus solchen Sätzen ein Trinkspiel gemacht, dann wäre ich mittlerweile auf dem besten Weg zur Hobbyalkoholikerin. Klar ist: Das ist alles Übungssache, aber gleichzeitig dürfen wir das gemeinsam erleben, uns gemeinsam vorantasten, ausprobieren und dran rumfeilen, bis der Hase läuft. Und dass er irgendwann laufen wird, daran hab ich keinen Zweifel 😉
Fällt uns das leicht?
Ehhhh… ja / nein / jein, kommt auf meinen Hormonhaushalt im Monat an…
Also nochmal langsam: in den ersten vier Monaten unserer Beziehung dachte ich: du liebes bisschen, das wird ein spannendes Kistchen… oder hoffentlich kein Kistchen. Denn da wär ich am liebsten über den Simon hergefallen oder einfach mal ausversehen auf ihn draufgefallen. Kleiderlos. Huppsi. Da waren die Hormone noch so am Durchdrehen, dass ich mir nicht sicher war, ob wir bzw. vor allem ich das so hinkriegen. Aber, wir hatten unsere Prinzipien, Grenzen und Werte und irgendwann hat sich das ziemlich gut eingependelt. Bis heute. Mit der ein oder anderen Grenzerweiterung, aber alles im grünen Bereich. Deshalb muss ich sagen: im Moment fällt uns das ziemlich leicht. Auch, wenn ich direkt hinzufügen muss, dass ich so viel Vorfreude darauf habe, wenn es endlich richtig losgeht 😉
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Was ist dabei so wichtig?
Reden, Reden, REDEN!! Und bitte, bitte (!!!) bloß kein Tabu aus dem Thema machen. Christen packen das Thema viel zu oft in die „No no“-Schublade und sobald man dann verheiratet ist und darf kommt man aus der „No no“-Kiste nicht mehr raus und alles ist verkrampft und furchtbar. Sex ist Gottes Erfindung. Also darf Sex gefeiert werden! Und es darf darüber geredet werden!! Vielleicht nicht, wenn man gerade in der Horizontale eng umschlungen rumliegt (…das ist Tierquälerei…), aber sonst jederzeit (…wobei, vielleicht auch nicht unbedingt beim Kaffee & Kuchen mit Oma Gerda…). Klärt eure Erwartungen, redet über das, was euch bei dem Thema schwerfällt, Vorerfahrungen, die euch vielleicht irgendwie noch im Kopf rumgeistern und alles, was euch dazu auf dem Herzen brennt. Lernt euch und die Vorlieben eures Partners in kleinen Schritten kennen. Believe me, es gibt wirklich viele Wege, kreativ zu knutschen, ohne, dass es irgendwann langweilig wird. Holt das Thema aus der Schublade, bleibt in eurem sicheren Rahmen und lasst nicht zu, dass irgendeine Lüge zu dem Thema euer Herz und eure Gedanken einnimmt. Wer darüber reden kann, ist klar im Vorteil!
Ich hatte/habe Sex, was nun?!
Dazu werde ich mal einen ganz eigenen Beitrag schreiben. Weillll, das Thema sollte nicht einfach schnell abgehandelt werden. Aber nur ganz kurz: dein (Sex-)Leben ist nicht vorbei. Deine Chancen auf einen „jungfräulichen“ Ehepartner auch nicht. Lass dir das aus eigener Erfahrung gerne sagen. Ich hatte vor Simon zwar nie einen Freund, aber auch ohne Beziehung lässt es sich aufeinander rumhopsen. Und als ich dann Christ war und mir klar wurde, dass ich diese Intimität nur noch im sicheren Rahmen der Ehe erleben will, da dachte ich erst „Mist, verkackt!“, aber hab mir Jesu Vergebung und „Reinheit“ ganz neu abgeholt. Und letzteres war alles, was für Simon zählte. Und das gilt auch für dich!
SEX. Bzw. kein Sex. Das ist ein riesen Themenfass, von dem ich heute vielleicht ein Shotglas voll abgedeckt habe.
Meine Empfehlung: schnapp dir deine Bibel, Zeit mit Jesus und ein paar gute Freunde und hört & schaut gemeinsam mal, was Gott dazu zu sagen hat. Und bis dahin gerne bei jedem Date mal schön „No ringy, no dingy“ droppen. Oder am besten gleich als riesen Print auf dem Shirt tragen 😉
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Melli
…die sich fragt, ob man wirklich
schon in der Hochzeitsnacht loslegt
oder da einfach todesmüdeübernebeneinander herfälltschläft…
Comments
Elli Zimmerman
Hey Melli, ich habe gerade deinen neuen Blogeintrag gelesen! Finde ihn mega gut geschrieben! Und zu deiner Abschlußfrage: ich habe als Jungfrau meinen Mann Robin 2018 geheiratet. Am Hochzeitstag gibt es 2 Optionen: entweder du hast die Hochzeitsnacht mit übereinander herfallen oder du hattest eine mega Party mit viel Essen, tanzen und singen! Letzteres war bei uns der Fall und ich würde es wieder so tun! Liebe Grüße Elli
Melli Pongratz
Hey du liebe Elli,
vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar!! Das ist so ermutigend zu hören!! 🙂 Hach!! Jaaaa, darüber haben wir auch schon viel geredet!! Und sehe das ähnlich wie du 🙂 Also schauen wir mal!! Ich bin schon richtig gespannt drauf!! hihihi
Ich umarme dich so von Herzen und drück dich feste!! Deine Melli
froufrouq (Anne-Sophie)
Liebe Melli 🙂
Ich freue mich wahnsinnig über dein neues Projekt! Habe lange darauf gewartet seit Herzensfreundinnen und bin ganz gespannt, wie es sich weiterentwickelt. Man sieht, wie viel Energie, Zeit und Liebe du hier reininvestierst. DANKE dafür, deine Beiträge sind eine echte Inspiration für mich <3
Viele Grüße
Melli Pongratz
Hey du liebe Anne,
woooowiiiii! Danke für deine krass lieben Worte!! Hach, das geht mitten ins Herz!! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu schreiben 🙂
Ich drück dich so feste und wünsche dir einen WUNDERvollen Abend,
deine Melli
Jona
Hallo Melli,
Wenn ich diesen Text lese, denke ich: Cool. Die hat eine spannende Geschichte, wie sie irgendwann entdeckt hat, dass Sex was mit Intimität und Intimität was mit Vertrauen und Verletzlichkeit zu tun hat. Und deshalb irgendwann feststellt, dass ihr das so wichtig ist, dass sie ihre Lust und Begeisterung für Sex und körperliche Nähe bewusst zurückstellt um erst eine Beziehung zu bauen, in der sie das Gefühl hat, dieses Vertrauen zu haben, um sich dort ganz hinzugeben.
Ich finde das schön, weil ganz deutlich wird, ihr beide wollt das aus ganzem Herzen und ihr genießt das, eure Beziehung zur Zeit (wohl unter anderem ;-)) als „Vorspiel“ und Vorbereitung zu sehen – nicht als Zurückhalten von Sex, sondern als der Weg dahin. Cool und inspirierend (vorallem der Teil mit Lust haben und drüber Reden).
Und dann komme ich zum zweiten Argument und da mach mir das erste ziemlich madig. Ich sehe zwar, dass du es bewusst versuchst nicht so zu formulieren: Gott findet Sex ohne verheiratet zu sein scheiße – also lass es besser, wenn du mit ihm in einer guten Beziehung stehen willst. Aber du sagst auch nicht: Für Leute, denen es geht wie mir, die Sex als das intimste und verletzlichste empfinden und den besten Vertrauensrahmen dafür haben möchten, hat Gott die Ehe geschaffen und gesegnet. Letzteres würde mir erlauben, auch mit Gott, zu einem anderen Ergebnis zu kommen als du – weil für mich der Rahmen sicher genug ist, mit einer Person Sexualität zu teilen, mit der ich in einer Beziehung bin (oder mit der ich einen schönen Abend im Urlaub am Strand verbracht habe und wir diesen Moment gerne zusammen genießen wollen, oder…). Wenn das aber nicht möglich ist und man mit Gott gleichzeitig noch „gut“ sein kann, was ist dann dein erstes Argument Wert? (Und ein „Liebesbeweis“ ist „warten“ wiederum auch nur, wenn die Beziehung zu Gott davon in keinster Weise betroffen ist – sonst ist es nur ein „Gehorsamsbeweis“).
Richtig triggert mich aber dein letzter Absatz – und wahrscheinlich hättest du da besser das gemacht, was du ankündigst: dem Thema einen eigenen Artikel widmen. Denn so klingen diese drei Sätze, für jemanden, der aus einem eher konservativen Christlichen Hintergrund kommt (wie mir zum Beispiel 😉 ): Wenn du Sex hast, verlierst du deinen Wert. Wirst „unrein“. Nur „jungfräulich“ ist wert, geliebt zu werden. Sex ist also maximal gefährlich. Schütze dich mit aller Kraft davor, dass du nicht „verkackst“. (Und wenn das dein Weltverständnis wird, bringt auch alles „Sex ist was tolles – in der Ehe“ nichts. So eine tiefsitzende Überzeugung verliert man auf keinen Fall in der Hochzeitsnacht.). Ganz besonders das Wort “ „Reinheit“ “ egal in wie vielen Anführungszeichen hat hier nichts verloren. Zumindest nicht, wenn du von der Bibel her kommen willst – bitte entschuldige, dass ich hier jetzt auch ein bisschen von der Theologenkloppereiseite komme.
Dann doch lieber wie ich es im Kern bei dir rauslese: mit dem Partner/der Partnerin (und vielleicht mit Gott) zusammen rausfinden und entscheiden und aktiv gestalten wie Intimität zu welchem Zeitpunkt der Beziehung (auch?) körperlich gelebt werden soll, sodass Vertrauen und Hingabe, Verletzlichkeit und Sicherheit zusammen passen. Und viel Reden. 🙂
Melli Pongratz
Hey lieber Jona,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich habe mir Gedanken zu deinen Gedanken gemacht und fand es sehr spannend zu lesen, was deine Auffassungen zu Beziehung, Partnerschaft und Ehe sind.
Ich glaube, dass unsere Auffassungen von Liebe und Sexualität sehr unterschiedlich sind. Genauso auch unsere Ansätze/Wertevorstellungen, denn ich finde, dass Sex in die Ehe gehört, da ich der Überzeugung bin, dass das wirklich das Beste für jede Beziehung ist. Ich glaube auch, dass die Ehe DER perfekte Rahmen ist, denn Gott dafür geschaffen hat. Aber wer sagt denn, dass Gott einem seinen Segen versagt, wenn man vorher Sex hat? Wenn Gott aufhören würde, mich zu segnen, jedesmal wenn ich etwas tue, was ihm nicht gefällt, dann würde er eigentlich dauerhaft mit dem segnen in meinem Leben aufhören. Also easy. Ändert nichts daran, dass Ehe so der Masterplan und die 12/10 für Sex in Gottes Augen ist. Meiner Meinung nach.
Zu meinem letzten Absatz: ich muss deiner Interpretation meiner Worte widersprechen. Seinen Wert verliert man durch Sex auf gar keinen Fall. Der steht nämlich fest. Mehr geht es mir um das Eigenbild, dass man danach eventuell über sich selbst hat. Das war bei mir nämlich ziemlich verschoben. Und das gilt es gerade zu rücken und gerade da WERT reinzusprechen. Dem allen unterliegt natürlich die Annahme, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Wenn diese Annahme für dich nicht gilt, dann liest du den gesamten Text auch aus anderen Augen und mit anderem Herzen.
All diese Punkte anders zu sehen ist voll okay, denn das obliegt deiner Verantwortung und wohlmöglich deiner Interpretation der Bibel. Und das muss und will ich so stehen lassen. Mit und ohne Theologenkloppereiseite.
Mit ganz lieben Grüßen an dich,
deine Melli
Annie
Hey, das ist so ein schöner Artikel! Ich habe früher vieles von den Herzensfreundinnen gelesen und freue mich riesig, dass du hier weitermachst, Melli! Dein Schreibstil ist so wunderbar frisch und leicht, dass es echt Spaß macht, zu lesen ^_^ Ich hab selbst einen Blog und lese richtig gern Artikel zu diesem Thema, vor allem, weil ich nächstes Jahr heiraten werde!
Melli Pongratz
Anniiieeeeeeee, was ein superlieber Kommentar!! Danke dir!!! Das freut mich so so riesig arg zu hören und geht mitten ins Herz!! DANKE!! Liebsten Drücker an dich und GENIESSSSSSS die Hochzeitsvorbereitungen von HERZEN!!!